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Über reale und virtuelle Freundschaften

Innerhalb kürzester Zeit wurde ich mehrmals mit der Frage konfrontiert: „Warum hast Du mich als Freund gelöscht?“ Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Bin ich ein Mörder? Habe ich mich moralisch oder ethisch unanständig verhalten? In dieser Frage manifestiert sich so etwas wie der Fluch von Social Media: Ich komme in eine Situation, in der ich mich für etwas rechtfertigen muss, was in der analogen Welt nie zum Problem geworden wäre. Was ist so schlimm daran, wenn ich meine Neuigkeiten-Übersicht freihalten will von Belanglosigkeiten wie: „Heute regnet es.“ „Mein Hund hat Husten.“ „Mein Kind will schon wieder nichts essen“ o.ä.?Dann habe man schließlich die Möglichkeit, die Beiträge zu verstecken – aha! Was für ein Quatsch! Entweder ich bin mit jemanden vernetzt, dann will ich auch etwas über diesen Menschen und sein Tun erfahren, oder ich lasse es sein. Wenn ich seine Beiträge „verstecke“, verkommt die Verbindung zu einer reinen Status-Angelegenheit: Guck mal, ich habe 1.000 Freunde und du nur fünf! Mag ja sein, dass soziale Netzwerke á la Facebook irgendwann mit der Anzahl der „Freunde“ den Mercedes Stern ablösen, aber dann bitte ohne mich.

Im realen Leben stelle ich den Kontakt zu einer Person, die ich nicht (mehr) in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis haben möchte, einfach ein und wenn jemand nicht ganz geschubst ist, versteht er/sie diese unausgesprochene Botschaft auch. Bei Facebook & Co. ist das offenbar alles anders. Na klar, da haben viele ja auch 856 oder gar 1.234 „Freunde“. Abgesehen davon, dass man sofort merkt (Achtung: Ironie!), wenn ein „Freund“ abhanden gekommen ist, tritt natürlich auch sofort das Beleidigtsein ein und man sieht sich im realen Leben der inquisitorischen Frage nach dem Kündigungsgrund der „Freundschaft“ gegenüber.

Wenn Leute das virtuelle „Befreundetsein“ mit der Freundschaft in der Realität verwechseln, liegt m.E. ein behandlungsreifes psychologisches Problem vor. Ich für meinen Teil werde mir auch in Zukunft vorbehalten, von Zeit zu Zeit meine Kontaktlisten in den sozialen Medien (allen voran Facebook) „auszumisten“. Das Beschriebene und Erlebte zeugt leider von der Übertreibungsmanie im Internet insgesamt. Studien zufolge schummeln 30% der Job-Bewerber bei den Angaben zu ihrer Person oder ihren Kompetenzen. Im Bereich des Internet-Datings auf diversen Single-Portalen ist das Verhalten wahrscheinlich noch um ein Vielfaches ausgeprägter. Sympathisch, wenn dann potenzielle Arbeitgeber mit der Frage aufwarten „wie wiege ich einen Elefanten ohne Waage?“ Wer da schriftlich vorgibt, der Superbrain zu sein, hat nun die Chance, dieses auch zu beweisen!

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